Diese Frage ist eine der häufigsten Fragen, die ich seit Jahren höre. Vorweg, es geht mir in diesem Artikel nicht darum, dass es auf den „einzig wahren René Hanna“ hinausläuft. Stattdessen möchte ich dir acht Kriterien an die Hand geben, die dir helfen im Coaching-Dschungel an echte Expert*innen zu gelangen. Zu groß ist die Gefahr, dass du aus Unwissenheit an einen Hobbypsychologen gerätst, der nach einer Wochenendausbildung oder gar ohne Ausbildung der Meinung ist, ein guter Coach zu sein. Followerzahlen auf Social-Media-Kanälen geben ebenfalls keine Rückschlüsse auf die Qualität eines Coaches. 

Ja, ich schreibe hier auch provokativ und das halte ich für notwendig. In einem Coaching geht es oft ans Eingemachte. Da solltest du hinterfragen, wen du als Sparringpartner an dich und deine Themen ran lässt und wem du eine nicht unwesentliche Summe Geld überweist. Mir krümmt sich regelmäßig der Magen, wenn ich bezahlte Werbeanzeigen von Menschen sehe, die ohne nachweisbaren Hintergrund (Lebenserfahrung alleine reicht nicht!) suggerieren, dass sie die Lösung für dich sind. Bitte bedenke, dass ein Coach selbst niemals die Lösung deiner Themen sein kann! 

Das Grundsatzproblem ist, dass der Begriff „Coach“ keine geschützte und geregelte Berufsbezeichnung ist. Es kann sich jeder, der sich dazu berufen fühlt, Coach nennen und als solcher tätig werden. Das wiederum sorgt dafür, dass es auf dem Markt viele schwarze Schafe in Form von Blendern, Abzockern oder Hobbypsychologen gibt. Dadurch fällt es dem Suchenden schwer, seriöse von unseriösen Angeboten zu unterscheiden. 

Ich persönlich habe Coaching immer als Investition in mich selbst gesehen und nur selten kam die Frage auf, ob es das Geld wert ist. Ich erinnere mich an eine Situation, bei der ich etwas beleidigt war, da mir mein Coach einen Spiegel vor die Nase gehalten hat und ich im ersten Moment meinen Groll gegen den Coach richtete. Tatsächlich war dieser Groll eigentlich gegen mich selbst gerichtet und ich fühlte mich ertappt. Es ist eben einfacher, die Schuld beim Gegenüber zu suchen. Das sind Momente, die nicht immer schön, dafür aber sehr lehrreich sind.

Ich hoffe, dass die folgenden acht Kriterien dir deine Suche nach einem guten Coach erleichtern.

1. Ausbildung des Coaches 

Eine qualifizierte Coaching „Ausbildung“ kann es nicht geben, da es kein einheitliches Curriculum gibt. Daher gibt es nur Weiterbildungen zum Coach. Der Roundtable der Coachingverbände (RTC), ein Zusammenschluss mehrerer großer Coachingverbände Deutschlands, hat 2015 ein Positionspapier (zehn Unterzeichner) verabschiedet, welches u. a. besagt, dass eine Coaching-Qualifizierung mindestens 150 Zeitstunden in Anwesenheit von qualifiziertem Lehrpersonal nicht unterschreiten sollte. Weiter wird empfohlen, dass ein Coach mindestens auf Niveau 6 des DQR ausgebildet sein sollte (Bachelor-Studienabschluss, Meisterbrief oder Fachwirt etc.). 

Gerade im Social-Media-Bereich sehe ich immer wieder Werbeanzeigen, die suggerieren, dass man bei hochpreisigen drei- oder viertägigen Veranstaltungen zum Coach oder Trainer ausgebildet wird. Nein, mit Sicherheit nicht! Wenn Jupp Heynckes dir sagen würde, komm zu meinem dreitägigen Fußballtrainerseminar für 15.000 Euro und danach fängst du beim FC Bayern an, dann wärst du bestimmt nicht dabei. Nun gut, der Vergleich hingt, da es für Fußballtrainer tatsächlich ein geregeltes Curriculum gibt. Ich sage nicht, dass die mehrtägigen Ausbildungsseminare zum Coach oder Trainer qualitativ schlecht sein müssen. Ich bin mir sogar sicher, dass sie gut sind. Als Ergänzung zu einer Coachingqualifizierung ist es garantiert bereichernd von Jupp zu lernen! Dennoch ist es nicht möglich, dass umfassende Wissen aus Psychologie, Betriebswirtschaft, Pädagogik und Soziologie in dieser kurzen Zeit zu vermitteln und deren Anwendung zu üben. 

2. Verbandsmitgliedschaft 

Eine Verbandsmitgliedschaft kann hilfreich sein. Jedoch sagt auch diese nicht viel aus. Es kommt auf die Aufnahmebedingungen der Verbände an. Es gibt Verbände in die man einfach eintreten oder sich einkaufen kann. Dadurch ist es schwierig eine Qualitätsaussage herzuleiten. Wenn der Coach Mitglied in einem der Verbände unter dem Dachverband RTC ist oder die Aufnahmekriterien anderer Verbände entsprechend sind, kann eine Verbandsmitgliedschaft durchaus Orientierung geben.

3. Werdegang des Coaches 

Schau Dir den Werdegang des Coaches an. Ist er glaubwürdig? Passt er zu deinem Anliegen und deinen Themen? Meistens vermittelt dir die Webseite eines Coaches dazu einen ersten Eindruck.

4. Erfahrungen des Coaches 

Welche Erfahrungen bringt der Coach mit? Coachingerfahrung? Branchenerfahrung? Führungserfahrung?  

Nicht jeder Coach ist für jeden Anlass geeignet. Viele Coaches haben sich auf bestimmte Themengebiete und Anwendungsbereiche spezialisiert. Eventuell haben sie sogar in bestimmten Bereichen ihrer Ausbildung Schwerpunkte gesetzt. Sei achtsam, wenn jemand behauptet, alle Probleme lösen zu können. Solche Aussagen sind in der Regel unseriös! Professionelle Coaches kennen ihre Grenzen und empfehlen einen Kollegen, wenn sie sich selbst nicht als gute Wahl für dein Anliegen sehen. Sie lehnen auch Aufträge ab, die sie für nicht erfüllbar halten. 

Gibt es Referenzen und Empfehlungen von ehemaligen Kunden oder Institutionen? Um einen ersten Anhaltspunkt zu gewinnen, können auch Empfehlungen aus dem eigenen Bekanntenkreis hilfreich für dich sein.

5. Preis  

Laut der Honorar- und Gehaltsstudie „Weiterbildungsszene Deutschland 2016“ lag der Preis für eine Coachingstunde im Privatkundensegment 2015 im Durchschnitt bei 145 Euro pro Stunde. Ein Erstgespräch sollte in der Regel kostenlos sein. Kostenunterschiede bestehen bei Coachingeinheiten, die von Unternehmen in Auftrag gegeben werden. Hier liegt der Stundensatz in der Regel bei über 200 Euro pro Stunde, auf den Top-Management-Ebenen sogar bei über 350 Euro pro Stunde. Zu berücksichtigen ist, dass die Aufwendungen für das Coaching als Fortbildung steuerlich geltend gemacht werden, da mit Hilfe des Coachings eine Verbesserung der beruflichen Kompetenz angestrebt wird. 

6. Sympathie 

Natürlich spielt auch die Sympathie eine Rolle. (Jedoch sollte das nicht das einzige Kriterium für dich sein.) Wichtig ist, dass der Coach eine Person ist, der du Vertrauen entgegenbringen kannst. Engagiere keinen Coach, wenn du ihn oder sie nicht magst oder die Beziehungsebene nicht stimmt. Suche dir eine Person, bei der du glaubst, dass es dir möglich ist, auch über kritische oder unangenehme Dinge zu sprechen.

7. Es geht nicht um die Coaches! 

Ein guter Coach nimmt sich selbst in dem Prozess zurück. Wenn dir Coaches die ganze Zeit von ihren Erfolgen und Lösungen erzählen, sind sie bei sich und nicht bei dir. Natürlich ist es möglich, dass auch ein Coach mal einen Rollenwechsel vornimmt. Hier ist es jedoch wichtig, dies transparent für dich als Coachee zu tun. Die inhaltliche Verantwortung in einem Coaching liegt bei dir, der Coach verantwortet den Prozess. 

8. Klarheit im Prozess! 

Gute Coaches machen kein Geheimnis aus ihren Tools und Interventionen. Sie erklären dir immer, warum sie was gerade anwenden. Des Weiteren verfügen sie über ein breites Spektrum an Interventionen. Solltest du eine Methode nicht verstehen oder nicht wollen, verändern gute Coaches sofort die Herangehensweise. Lass dir nicht einreden, dass du da durch musst! 

Psychische Probleme und Erkrankungen liegen nicht im Tätigkeitsfeld eines Coaches, sondern eines Therapeuten. Coaching ist keine Psychotherapie! Frage den Coach, wo und wie er eine Abgrenzung vornimmt.  

Mit diesen Empfehlungen kannst du dich jetzt an die Recherche für deinen persönlichen Coachingprozess begeben. Ich wünsche dir dafür viel Erfolg!

Wenn dir der Artikel gefällt, du Fragen oder Anmerkungen hast, kommentiere ihn gerne! 

Dein René